SPD-Grüne-Gruppe im Kreistag Göttingen

Der Kreistag möge beschließen:
Der Landkreis Göttingen beabsichtigt die Einrichtung einer ständigen Ausstellung zum Thema „Zwangsarbeit in Südniedersachsen“.
Die aktuell eingelagerte Ausstellung zum Thema „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit -Südniedersachsen 1939-1945“ dient dabei als Grundlage für die Einrichtung. Es soll ein Ort geschaffen werden, an dem kontinuierlich die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und damit verknüpft aktuellen Themen wie Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus u.a. stattfinden kann. Die Betreuung dieser ständigen Ausstellung sollte zum Aufgabenspektrum des Archivars / der Archivarin des Landkreises Göttingen gehören. Eine Zusammenarbeit und Beteiligung mit der Stadt Göttingen, sowie den Landkreisen Osterode und Northeim ist anzustreben.
Die Verwaltung möge Zuschussmöglichkeiten für Investitionen und laufende Betriebskosten (Miete, Energie, Personal), insbesondere bei der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Land Niedersachsen und der Europäischen Union prüfen. In die Überlegungen sind die Geschichtswerkstatt Göttingen und Duderstadt sowie der bisherige Ansprechpartner des Landkreises, Herr Günther Siedbürger, mit einzubeziehen.
Die Verwaltung möge hierzu im Sinn des zuvor Aufgeführten einen Ort und ein Konzept vorschlagen. Dabei sind besonders die potentiellen Standorte BBS II in Göttingen und KVHS in Rosdorf zu prüfen.
Eine abschließende Entscheidung über die Schaffung der ständigen Ausstellung erfolgt nach Abschluss der vorgenannten Prüfungen.

Begründung
Der Kreistag Göttingen bekennt sich zu seiner geschichtlichen Verantwortung und bedauert das unsägliche Leid, dass Zwangsarbeiter/innen im Landkreis Göttingen erdulden mussten. Er hat sich mit einem Betrag von mehr als 50 000 Euro (100.000 DM) am Entschädigungsfonds für Zwangsarbeiter beteiligt. Weiterhin ist eine ausführliche Dokumentation über Zwangsarbeit im Landkreis von dem Historiker Günther Siedbürger im Auftrag des Landkreises erstellt worden.
Ein weiterer Teil der Beschlüsse des Kreistages war der Auftrag, eine Ausstellung zu erstellen. Die Ausstellung ist in Kooperation mit ausländischen Partnerorganisationen (Polen, Niederlande, Italien), den Geschichtswerkstätten in Göttingen und Duderstadt und der Universität und der Fachhochschule Hannover erstellt worden. Es ist eine Ausstellung entstanden, die ohne Übertreibung inhaltlich und didaktisch als vorbildlich für die Aufarbeitung der Geschichte eines Landkreises anzusehen ist. Die Ausstellung ist in Göttingen (Lokhalle und BBS II), Duderstadt und an anderen Orten gezeigt worden. Im Rahmen der Ausstellung sind ausländische Zeitzeugen nach Göttingen und Duderstadt eingeladen worden.
Die Ausstellung ist derzeit in Duderstadt eingelagert. Aufgrund des Umfanges, Aufwands bei Transport und Aufbau gibt es kaum geeignete Räumlichkeiten, Finanzen, personelle Betreuung etc. für befristete Präsentationen in der Region.

Die Umsetzung des Vorhabens sollte sich an folgenden Punkten orientieren:
• Gewährleistung regelmäßiger Öffnungszeiten mit Betreuung der Ausstellung
• Nutzung von Teilen der Ausstellung weiterhin als Wanderausstellung
• Periodische Ergänzung der Ausstellung und die regelmäßige Einbringung neuer Forschungsergebnisse
• Die Zielgruppe der Ausstellung sollte insbesondere Schüler/innen umfassen.
• Umsetzung mit aktiven didaktischen Formen der Bildungsarbeit mit Jugendlichen (Schulklassen, Jugendgruppen), z.B. als Angebote eines Bildungszentrums für Schulklassen und Jugendgruppen.
• Anstreben der Durchführung von Jugendaustauschmaßnahmen mit Polen, den Niederlanden und Italien, die sicherlich zum Teil durch EU und Landesmittel gefördert werden könnten. Hierbei kann auf Kontakte mit den internationalen Partnern der Ausstellung „ Auf der Spur…“ und auf bestehend Städte-und Schulpartnerschaften zurückgegriffen werden.

Der ausgewählte Ort sollte:
• möglichst zentral gelegen und mit guter ÖPNV-Anbindung versehen sein.
• wenn möglich, einen historischen Bezug zu dem Thema haben.
• einen Raum für Gespräche, Veranstaltungen und geeignete Möglichkeiten zur Materiallagerung und einen Archivbereich haben. Auch ein kleiner Büroraum, um die Infrastruktur für die Arbeit zu gewährleisten, wird benötigt.